#fürEINANDER mit Horst Kraemer: Selbstwirksamkeit gegen Stress

Unsichere Zeiten, wie wir sie derzeit erleben, führen häufig zu Stress. Dass das die Fähigkeit zum produktiven Handeln beeinflusst, weiß Horst Kraemer, Pionier der Stressforschung und -prävention sowie Gründer und Leiter der Brainjoin Gruppe, und gibt Tipps, wie Unternehmen die aktuellen Belastungen ihrer Mitarbeiter erkennen und reduzieren können.


#fürEINANDER mit Horst Kraemer: Selbstwirksamkeit gegen Stress
© Brainjoin

Die Corona-Krise hat über alle Branchen hinweg für Wirbel gesorgt. Mit der #fürEINANDER-Initiative wollen wir dem mit positiven Impulsen entgegenwirken und anderen eine Hilfestellung geben, um sich den neuen Herausforderungen zu stellen. Herr Kraemer, wie gut waren Sie auf die drastischen Änderungen der letzten Wochen vorbereitet?

Krisenmanagement ist zwar eine unserer Kernkompetenzen, aber als wir unser Motto „Plan A – Plan B“ für 2020 konzipierten, dachten wir eher an Präventionsarbeit, um die Veränderungsprozesse der digitalen Zeit zu begleiten, die sinnbildlich auf unser Gehirn treffen. Aber nun wird „Plan B“ sogar überlebenswichtig. COVID-19, die Art wie darüber berichtet wird und die daraus resultierende „digitale Flut“ an Lösungen, um die Arbeitswelt aufrechtzuerhalten, lösten massive Unsicherheiten und Ängste bei den Menschen aus. Dieser Stress verändert im Gehirn die neuronale Flexibilität. Das heißt, die Kompetenz, lösungsorientiert und produktiv zu handeln, geht verloren und das Immunsystem leidet. Viele Menschen geraten in eine Handlungsstarre und ihr Immunsystem, das zurzeit das einzig wirksame Medikament ist, wird geschwächt. Wir fühlen uns aktuell wie die Feuerlöscher: Unser „Stress-Reset-Coaching“ mit Neuroimagination®, zur Auflösung der neuronalen Starre und unser „Einzeltraining der Selbstwirksamkeit“ füllen die Lücken, die durch die Verschiebung von Seminaren und Ausbildungen entstanden sind.

Das heißt Stressbewältigung ist gerade ein besonders wichtiges Thema. Was bedeutet das für Unternehmer?

Die größte Herausforderung für Unternehmer ist, einen klaren Kopf zu behalten und den Wirtschaftsfaktor Mensch zu stärken. Die Unternehmen müssen schnellstens raus aus dem Corona-Tunnelblick, um zu überleben und nach der Krise wieder durchstarten zu können. Die Mitarbeiter werden ganz sicherlich nicht erholt aus Homeoffice oder Kurzarbeit zurückkommen. Denn die Unsicherheiten und Ängste reduzieren schlagartig unsere Leistungsfähigkeit und Gesundheit. Sind wir unter Stress, verleitet uns ein erster Impuls gerne zu einer schnellen Handlung. Wir entscheiden häufig emotional und denken, es sei sachlich. Lösungen, Empathie oder Wertschätzung kommen dann zu kurz. Doch bevor ein Mitarbeiter gänzlich dem Stress erliegt und damit längerfristig ausfällt, ist seine Leistungsfähigkeit stark eingeschränkt bis hin zur Wirkungslosigkeit bei körperlicher Anwesenheit. Für Unternehmen entstehen dadurch verdeckte Kosten, die erheblich höher sind als, wenn der Kollege der Arbeit komplett fernbleibt.

Die Lösung für dieses Problem liegt in der emotionalen Kompetenz als Fürsorgepflicht gegenüber den Mitarbeitern und in einem klugen HR-Empowerment für Kreativität, Weitsicht um Wettbewerbsfähigkeit. Denn: Ob der Mensch gesund und leistungsfähig ist, bestimmt das Stresssystem. Zum Wiedererhalt der Leistung sollten Unternehmen unbedingt an den Aufbau einer starken Mitarbeiter-Resilienz durch Selbstwirksamkeit denken. Dies ermöglicht uns unter Berücksichtigung neurobiologischer Fakten eine wirkungsvolle Soforthilfe, aber auch Prävention. Selbstwirksamkeit ist ein Konzept aus der Psychologie und beschreibt die Fähigkeit einer Person, Herausforderungen aus eigener Kraft zu meistern. Dazu müssen Menschen lernen, selbst etwas beeinflussen und bewirken zu können. Hierbei ist Selbststeuerung – das heißt, das eigene Verhalten und die eigenen Emotionen zu beobachten, zu reflektieren und zu lenken – ein wesentlicher Bestandteil, um selbstwirksam zu sein.

Brainjoin Coaches nutzen das Wissen der Stressforschung und Neurowissenschaften und trainieren mit Führungskräften und Teams deren Selbststeuerung, ihr Emotionsmanagement und ihre Umsetzungsstärke. Diese betriebliche Unterstützung hilft dabei, Projekte und Arbeitsprozesse zu optimieren, krankheitsbedingte Ausfallzeiten, Unfälle und den Anstieg der Betriebskosten durch Fehlleistung, Konflikte, Präsentismus (Arbeiten trotz Erkrankung) und Braindrain (Abwanderung von Talenten) vorzubeugen. Wir empfehlen den Unternehmern, gemeinsam mit den Mitarbeitern der Zukunftsangst zu begegnen und zu lernen, Ideen kooperativ in Ergebnisse zu verwandeln.

Das klingt kompliziert. Was können Unternehmen konkret und aktiv tun, um Stress im Team zu reduzieren und gut durch diese unsicheren Zeiten zu kommen?

An alle Unternehmer: Nehmen Sie den Faktor Stress durch Unsicherheit und Veränderung ernst. Kommunizieren Sie mit Ihren Mitarbeitern offen, motivieren Sie sie und bieten Sie frühzeitig Hilfe zum Stress-Reset an. Damit Vorhaben gelingen und Ziele erreicht werden, braucht es die neuronale Flexibilität, also die Verarbeitung von Informationen zwischen Willen und Emotion. Angst verunmöglicht diesen Informationsaustausch, führt zu Blockaden und schwächt die Gesundheit. Bitte verstärken Sie also nicht das Panikgefühl. Mit den Mitarbeitern offen zu reden, bedeutet zu informieren, ohne zu polarisieren: Versuchen Sie, gemeinsam neue Abläufe zu kreieren. Authentisch und verlässliche Kommunikation gibt Sicherheit.

Was sicherlich jeder schon beobachten konnte, wenn Belastungen Stress auslösen, verändern sich Kommunikationsmuster, Verhaltensformen und Reflexe. Missverständnisse entstehen – Misstrauen wächst. Daher ist es wichtig, zu wissen, wie der jeweilige Mitarbeiter sich unter Stress verhält, seine Bedürfnisse zu kennen, um ihn auch unter Stress zu erreichen. Führen Sie Einzelgespräche und besprechen Sie während der Krise vermehrt Arbeitsprozesse – persönlich oder online. Mit einem klaren Kopf lassen sich Aufgaben leichter bewältigen und Sie handeln bewusst und willentlich.

  • Checkliste Stress-Frühwarnsystem
    Bis Stressfolgen erkannt und ernst genommen werden, dauert es durchschnittlich zweieinhalb Jahre. In dieser Zeit wären bei genauer Betrachtung, folgende Symptome zu erkennen:

    1. Symptom: Gute Leistung benötigt mehr Zeit.
    2. Symptom: Die Kommunikation wird schlechter.
    3. Symptom: Konflikte nehmen zu, die Stimmung verschlechtert sich.
    4. Symptom: Die Fehler häufen sich – die Ursachen dafür sind unklar.
    5. Symptom: Die Unfallhäufigkeit steigt, krankheitsbedingte Ausfalltage nehmen zu.
    6. Symptom: Ziele werden nicht erreicht.
    7. Symptom: Die Stimmung der Kunden wird schlechter.

Es geht nicht darum, ob der Mitarbeiter oder das Unternehmen verantwortlich für den Leistungs- und Gesundheitserhalt ist, oder um den Kampf zwischen den Systemen „Digital“ oder „Analog“. Es geht um eine gemeinsame Interaktion zur Gesundheitsprävention und Stressfolgen-Soforthilfe. Nutzen Sie die Fakten der Stressforschung und der Neurowissenschaften für die Regeneration nach Belastung und zum Erhalt der Selbstwirksamkeit. Trainieren Sie Selbststeuerung, um die richtigen Prioritäten unter Stress zu erkennen und beizubehalten.

Wer seine eigene Stressbelastung testen möchte, kann hier im Schnellverfahren herausfinden, ob eine Stressfolgen-Gefährdung besteht und es daher sinnvoll wäre, diesem Thema mehr Aufmerksamkeit zu schenken.

Horst Kraemer, Gründer und Leiter der Brainjoin Gruppe, ist Pionier der Stressforschung und -prävention und Entwickler der wissenschaftlichen Methode Neuroimagination®, deren Wirkung durch interdisziplinäre Forschung in einer vergleichenden Studie empirisch belegt wurde. Die Brainjoin Gruppe setzt Ergebnisse der Stress- und Neurowissenschaften in praktische Tools für Unternehmen um und ist seit vielen Jahren kompetenter Partner für Unternehmen, Behörden, Personalentwickler, medizinische Berufsgruppen und Privatpersonen. Brainjoin fokussiert die Themen Stressmanagement, Soforthilfe bei Stress und Burn-out, Persönlichkeitsentwicklung, Change-Prozesse und Retention Health Management.

Die Brainjoin Gruppe ist langjähriger Kunde von Haufe Media Sales und gemeinsam wurden bereits verschiedene Marketingkampagnen in Kooperation mit der Wirtschaft und Weiterbildung umgesetzt. Brainjoin schätzt seit 2012 die seriöse Zusammenarbeit mit der Haufe Gruppe als innovativer Lösungsanbieter für die betriebliche Weiterbildung und Qualifizierung – gemäß dem Credo: zielgruppengenaue Adressierung statt Gießkannen-Prinzip.

Möglichkeit zur Vernetzung:
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Annette Förster
Annette Förster
Ihre Ansprechpartnerin bei Haufe Media Sales

für wirtschaft+weiterbildung

Tel.:  +49 931 2791-544
E-Mail: annette.foerster@haufe.de