#fürEINANDER mit Dr. Cathrin Christoph: Einen kühlen Kopf bewahren

Nicht kopflos agieren, sondern abwägen, was jetzt notwendig ist. Das rät Dr. Cathrin Christoph, Inhaberin der PR-Agentur Christoph Kommunikation, Unternehmen in Sachen Kommunikation. Im Interview beschreibt sie, warum es in der Krise zwar kein Patentrezept gibt, aber drei Grundsätze zu beherzigen sind.


#fürEINANDER mit Dr. Cathrin Christoph: Einen kühlen Kopf bewahren
© Christoph Kommunikation

Frau Dr. Christoph, mit der Initiative #fürEINANDER ist uns daran gelegen, eine Plattform des Austauschs zu bieten. Die Corona-Pandemie hält unsere Welt nach wie vor in Atem und hat in vielen Branchen bereits deutliche Spuren hinterlassen. Welche Erfahrungen haben Sie bisher gemacht?

Unsere kleine, aber feine PR-Agentur besteht, inklusive mir, aus drei Mitarbeiterinnen. Unsere Kunden stammen überwiegend aus der Immobilienwirtschaft. Das ist ein großes Glück für uns, da die Immobilienbranche soweit stabil ist und noch nicht wackelt. Im Hinblick auf klassische PR-Arbeit verzeichnet unsere Agentur bislang keine Einbußen. Ganz im Gegenteil: Unsere Kunden, allen voran Verbände, haben aktuell einen erhöhten Kommunikationsbedarf und wollen verstärkt Öffentlichkeitsarbeit betreiben. Auch der Bedarf, digitale Produkte und Leistungen aktiv zu bewerben, ist in die Höhe geschossen. Die Geschäfte laufen gut. Einziger Wehrmutstropfen: Präsenzseminare, die wir für Verbände und Wohnungsunternehmen geplant hatten, können aufgrund der Corona-Krise vorerst nicht stattfinden. Viele Aufträge sind storniert. Stattdessen haben wir die Seminare, so wie wohl die meisten, in den digitalen Raum verlagert und als Webinare durchgeführt. Klar, das ist momentan eine gute Alternative. Aber auf lange Sicht möchten wir auch wieder Präsenzseminare anbieten. Online ist einfach nicht dasselbe wie Face-to-face. Auch unser Agenturalltag ist digitaler geworden. Zwar sind wir nur zu dritt, sodass wir uns in der Agentur gut aus dem Weg gehen können. Eine Mitarbeiterin befindet sich allerdings durchgehend im Homeoffice, was, unserer guten IT-Dienstleisterin sei Dank, reibungslos funktioniert. Unser tägliches Morning-Meeting halten wir daher jetzt per Zoom ab – eine neue, durchaus positive Erfahrung.

Mit Ihrer Agentur stehen Sie Ihren Kunden seit über zehn Jahren in allen Fragen der Unternehmenskommunikation zur Seite, übernehmen klassische PR-Aufgaben und vieles mehr. Wie sollten sich Unternehmen jetzt in Sachen Kommunikation aufstellen?

Egal, ob Krise oder nicht, auf diese Frage gibt es weder ein Patentrezept noch eine pauschale Antwort. Vielmehr gilt es, in sich hineinzuhören und individuelle Lösungen zu finden. Jedoch kann ich Unternehmen drei Kommunikations-Grundsätze an die Hand geben, die sie – unabhängig von der aktuellen Situation – beherzigen sollten:

  • Grundsatz 1: Man kann nicht nicht kommunizieren.
    So lautet das erste Axiom des Kommunikationswissenschaftlers Paul Watzlawick, mit dem er unser Verständnis von Kommunikation revolutioniert hat. Laut Watzlawick findet Kommunikation sowohl verbal als auch nonverbal sowie bewusst als auch unbewusst statt. Das heißt, dass Unternehmen auch dann kommunizieren, wenn sie sich zu einem Thema nicht äußern oder ganz und gar von der Bildfläche verschwinden. Diesen Grundsatz sollten Unternehmen stets im Hinterkopf behalten und ihre (Nicht-)Kommunikation dahingehend kritisch überprüfen.
     
  • Grundsatz 2: Ehrlich währt am längsten.
    Hinter diesem Grundsatz verbirgt sich weitaus mehr als ein Klischee. Nur wenn Unternehmen in ihrer Kommunikation gegenüber Kundinnen und Kunden, Journalistinnen und Journalisten, Mitgliedern und Followern ehrlich sind, können sie den Grundpfeiler für eine vertrauensvolle Beziehung setzen. So steigen sie nicht nur in der Gunst ihrer Kundinnen und Kunden, sondern sind auch langfristig erfolgreich. 
     
  • Grundsatz 3: Nicht Hals über Kopf, sondern mit Sinn und Verstand agieren.
    Auch wenn die aktuelle Situation mit ihren zahlreichen Unsicherheiten dazu verleitet, unüberlegt zu handeln, ist es umso wichtiger, einen kühlen Kopf zu bewahren und die Dinge lieber einmal mehr abzuwägen. Lassen Sie sich nicht von Beraterinnen und Beratern einlullen oder machen blind das, was alle anderen auf einmal für richtig halten. Wenn sie kein gutes Gefühl bei etwas haben, lassen Sie es sein. Nicht jedes Unternehmen braucht beispielsweise eine Social-Media-Kampagne, um sich in der Krise hervorzutun. Behalten Sie Ihre Zielgruppe im Blick und vertrauen Sie auf Ihre Erfahrungen.

Das sind ziemlich klare Worte! Sind Unternehmen nicht gerade jetzt damit überfordert, Entscheidungen zu treffen? Wie ist Ihre Einschätzung?

Ja, da ist schon etwas Wahres dran. In den letzten Monaten habe ich des Öfteren beobachtet, wie Unternehmen sich immer wieder selbst blockiert haben. Wir waren alle von heute auf morgen gezwungen, unsere Arbeitsweise anzupassen. Und auch die gesamte Wirtschaft musste sich erstmal auf die neue Situation einstimmen. Vielen ist es binnen kürzester Zeit gelungen, einen guten Umgang mit den neuen Gegebenheiten zu finden, während andere große Vorbehalte hatten. So haben einige Unternehmen ihren Mitarbeitenden verboten, ihre privaten Telefone im Homeoffice zu nutzen oder haben sich gesträubt, Videokonferenzen abzuhalten. Meiner Meinung nach sollte die Abwägung hier zugunsten der Erreichbarkeit und nicht zugunsten des Datenschutzes ausfallen. Denn: Besondere Situationen erfordern besondere Maßnahmen. Insgesamt bin ich jedoch positiv davon überrascht, wie schnell die meisten gut mit der Situation umgehen konnten und was sich doch alles digital stemmen lässt. Jetzt ist außerdem die beste Zeit, um sich mit Technik, wie etwa Web-Meetings, vertraut zu machen. Wer die Gelegenheit ungenutzt lässt, den überholt die Konkurrenz und der büßt an Zukunftsfähigkeit ein. In diesem Zusammenhang muss ich zugleich eine Lanze für die Immobilienbranche brechen, die den Ruf hat, langsam und träge zu sein. Vielen unserer Kunden ist es ohne Probleme gelungen, aufs Homeoffice umzustellen und digital zu agieren. So halten sie beispielsweise die für das erste Halbjahr geplanten Mitglieder- und Vertreterversammlungen digital ab. Die Krise hat also auch etwas Gutes mit sich gebracht! 

Vielen Dank, Dr. Christoph, für die interessanten Einblicke und Ihre Empfehlungen.

Dr. Cathrin Christoph ist Kommunikationsberaterin und betreibt die PR-Agentur Christoph Kommunikation (www.christoph-kommunikation.de) in Hamburg. Zu den Leistungen zählen Medienarbeit, Onlinekommunikation, Redaktion und Texte. Die Kundenunternehmen stammen überwiegend aus der Immobilienbranche.

Haufes Corporate Media-Bereich arbeitet bereits seit mehreren Jahren mit Dr. Christoph als Redakteurin zusammen, die in der Wohnungswirtschaft stark vernetzt ist. Hierbei ist sie vor allem für die Konzeption und Redaktion von Kundenproduktionen, wie etwa Geschäftsberichte und Jahresabschlüsse, zuständig. Darüber hinaus ist Dr. Christoph selbst Haufe-Kundin. Sie lässt einige ihrer redaktionellen Leistungen bei Haufe grafisch aufbereiten.

Möglichkeit zur Vernetzung:
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Stefan Krause
Stefan Krause
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