#StopFundingHateNow: Warum kommt jetzt das Ende?

Im Januar 2019 in der Schweiz ins Leben gerufen und 2021 in Deutschland angekommen, sahen sich Initiator Michael M. Maurantonio und Mitstreiter Thomas Koch gezwungen, ihre Initiative #StopFundingHateNow zu beenden. Beide werden Unternehmen nicht mehr darauf hinweisen, dass sie programmatisch ausgesteuerte Anzeigen in moralisch und ethisch fragwürdigen Umfeldern schalten.


Initiatoren beenden Initiative #StopFundingHateNow | Haufe Group
© Farknot Architect / Adobe Stock

„Dies ist vermutlich die schmerzhafteste Niederlage im Laufe meiner fast 50-jährigen Arbeit als Mediaberater. Ich schäme mich zutiefst für meine Branche.“ Mit diesen Worten kommentiert Mr. Media Thomas Koch zunächst auf LinkedIn die Tatsache, dass Michael M. Maurantonio und er gezwungen waren, ihre Initiative #StopFundingHateNow zu beenden. Beiden Mediaexperten liegt die Thematik sehr am Herzen. Umso bedauerlicher, dass sie diese Entscheidung treffen mussten.

Worum ging es bei #StopFundingHateNow?

Anfang 2019 hat Michael M. Maurantonio damit begonnen, Unternehmen zu identifizieren, die auf ausgewiesenen Hate- und Fake-News-Websites in der Schweiz werben. Im Mai weitete er sein Engagement auf Österreich aus, im Februar 2021 stieg Thomas Koch für den deutschen Raum ein. Seitdem haben die beiden rund 1.500 Unternehmen und ihre Kampagnen in Deutschland, über 700 in der Schweiz und mehr als 300 in Österreich aufgespürt. Das heißt: Insgesamt haben mehr als 2.500 Unternehmen im DACH-Raum in moralisch und ethisch höchst fragwürdigen Umfeldern geworben. Um eine Veränderung zu bewirken, haben Michael M. Maurantonio und Thomas Koch die entsprechenden Unternehmen via Twitter sowie LinkedIn angeschrieben und auf ihre fehlgeleitete Werbung hingewiesen. 

Welche Ergebnisse gab es?

16 Prozent der kontaktierten Firmen haben auf die Hinweise reagiert. Für beide Mediaexperten ein großer Lichtblick – zumal die Unternehmen erklärten, sie bemühten sich, ihre Werbeauslieferungen auf fragwürdige Websites zu stoppen. Dies gelang in 40 Prozent aller Fälle jedoch nicht. Die verantwortlichen Mediaagenturen haben die Kampagnen erneut ausgeliefert. Was beide als Schattenseite bezeichnen, ist die ernüchternde Tatsache, dass in Deutschland 84 Prozent der Unternehmen – das sind knapp 1.260 – die Hinweise ignoriert und ihre Kampagnen auf Hate- und Fake-News-Seiten fortgesetzt haben. In Österreich und der Schweiz haben sich weniger als fünf Prozent der angeschriebenen Firmen gemeldet.

Welche Erkenntnisse ergeben sich daraus?

Daraus folgern die erfahrenen Mediaberater: Es hat den Anschein, als würden die Werbetreibenden weder ihre Agenturen noch ihre Werbeauslieferungen kontrollieren. Vieles deutet darauf hin, als wüssten die Unternehmen nicht einmal, auf welchen Websites sie überhaupt Anzeigen schalten. Hinzu kommt: Aufseiten der Agenturen – wobei den Aussagen der Initiatoren zufolge alle namhaften Media- und Onlineagenturen betroffen seien – und der zahlreichen Dienstleister entlang der programmatischen Online-Verwertungskette finden ebenfalls keine oder nur ungenügende Kontrollen statt. In 40 Prozent der Fälle gelang es den Agenturen erwiesenermaßen nicht, die Werbeauslieferungen zu stoppen, nachdem sie dazu aufgefordert worden waren. Das heißt: Im programmatischen Online-Business sind weder wirksame Kontrollmechanismen eingesetzt noch verfügen Mediaagenturen über die Fähigkeit oder den Willen, die Auslieferung der Online-Werbung zu beeinflussen. Dies überlassen sie unkontrollierbar den von ihnen mit der Auslieferung beauftragten Dienstleistern, die wiederum in Technologien vertrauen, die diese Misere aus Sicht der Initiatoren von #StopFundingHateNow zusätzlich nähren. 

Warum jetzt die Entscheidung, #StopFundingHateNow zu beenden?

Was Michael M. Maurantonio und Thomas Koch erwartet haben, ist tatsächlich so eingetreten: Beide sahen sich mit Anfeindungen über soziale Medien und Online-Plattformen konfrontiert. Darüber hinaus gibt es Publisher, die nun den Weg der Klage beschreiten. Dabei sind die Vorwürfe vielfältig: von der Verletzung von Persönlichkeitsrechten über die pauschale Verurteilung der Verbreitung von Fake-News bis hin zum Aufruf zum Umsatz-Boykott und ähnliches. Um langwierige Prozesse und unüberschaubare Kosten zu vermeiden, sahen sich Thomas Koch und Michael M. Maurantonio nach anwaltlicher Beratung genötigt, die geforderten Unterlassungserklärungen abzugeben und Anwaltskosten zu begleichen. Die freiberuflichen Berater, welche die Kampagne #StopFundingHateNow unentgeltlich und ohne Aussicht auf Erstattung ihres Aufwands betrieben haben, investierten mit Start der Initiative tausende Stunden in Forschung, Analyse, Screenings und dergleichen. Das Ergebnis: Anwaltskosten und Schadenersatzforderungen in fünf- bis sechsstelliger Höhe, die beide nicht aufbringen können, um die Kampagne fortzusetzen.

Wie reagieren die Verbände?

Im Kampf für das vermeintlich Gute fehlt es den Mediaexperten zufolge nicht nur an juristischer Sicherheit. Anlässlich der Kampagne gab es zahlreiche Gespräche mit relevanten deutschen Verbänden wie OWM, BVDW und OVK – den beide als Mitstreiter in Österreich gewinnen konnten. Was es jedoch von keiner Seite gab: offene Unterstützung für das Anliegen der Kampagne. Gänzlich ausgeblieben war eine Stellungnahme der in der Schweiz ansässigen Medien- und Markenverbände. Einzig der GWA in Deutschland stellte #StopFundingHateNow seinen Mitgliedern in einer Online-Session vor.

Wie geht es nun weiter?

Diese mangelnde Unterstützung der Werbe-, Media- und Online-Branchenverbände sowie die unerwartete Betriebsblindheit seitens der überwältigenden Mehrheit der Werbetreibenden lässt Thomas Koch und Michael M. Maurantonio keine andere Wahl, als die Kampagne nun zu beenden. Als engagierte Mediaberater werden beide weiterhin Schulungen anbieten und aufzeigen, wie Netzwerke agieren, wie man Propaganda-Maschinen aufdeckt und wie Media-Manipulation funktioniert. Besonders stolz sind sie darauf, dass der Atlantic Council Michael M. Maurantonio diese Kompetenz mit einem Zertifikat bescheinigt hat. 

„Wir danken allen, die uns Mut machten und uns interessiert während des vergangenen Jahres begleiteten“, erklären Michael M. Maurantonio und Thomas Koch. „Folgen Sie uns weiterhin auf unseren Twitter- und LinkedIn-Accounts und kontaktieren Sie uns, wenn Sie mit Experten auf dem Gebiet von Ad-Fraud und Desinformation arbeiten möchten.“ 


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Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige Verwendung der Sprachformen männlich, weiblich und divers verzichtet.
Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichermaßen für alle Geschlechter.

 

Christian Schmitt
Christian Schmitt
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