#fürEINANDER mit Carsten Koster: Erster Aufwind im Werbemarkt

Die Corona-Pandemie hat das Werbeverhalten in den letzten Monaten stark beeinflusst – und wird es, auch wenn ein erster Aufwind im Werbemarkt zu spüren ist, weiterhin tun. Im Interview schildert Carsten Koster, geschäftsführender Gesellschafter von AdVision, wieso es unverzichtbar ist, den Werbemarkt genau zu beobachten.


#fürEINANDER mit Carsten Koster: Erster Aufwind im Werbemarkt
© AdVision / Denis Wilk

Lieber Carsten, als einer der führenden Anbieter im Bereich Medienbeobachtung und -analysen versorgt Ihr Eure Kunden mit den neusten Fakten und Zahlen aus dem Werbemarkt. Welchen Herausforderungen musstet Ihr Euch in den vergangenen Monaten stellen? Und wie hat sich die Situation auf Eure Kundenkommunikation ausgewirkt?

Wir haben uns den Herausforderungen der Corona-Pandemie Mitte März sofort gestellt, indem wir rund 90 Prozent unserer Mitarbeiter ins Homeoffice geschickt haben. Da wir bei AdVision das nötige technische Know-how und eine sehr gute technische Ausstattung haben, konnten wir alle Arbeitsplätze problemlos und unkompliziert verlegen. So war der Wechsel ins Homeoffice innerhalb von zwei Tagen vollzogen. Ganz nach der Prämisse: Wir bleiben Zuhause! Nur ein kleiner Teil der Mitarbeiter kommt nach wie vor ins Büro, da diese Kollegen an großen Scannern arbeiten, die sich nicht ins Homeoffice mitnehmen lassen. Der Platzgewinn ermöglicht es uns, die Mitarbeiter räumlich voneinander zu trennen und entsprechend zu schützen. Und für weiteren Schutz ist selbstverständlich mit Desinfektionsmitteln und Masken gesorgt. Darüber hinaus haben wir unser Angebot für Video-Schulungen ausgebaut und nutzen selbst verstärkt Video-Konferenzen – sowohl für unsere interne als auch unsere externe Kundenkommunikation. Wir bieten unseren Kunden schon sehr lange interaktive Live-Chats an, um in Echtzeit für ihre Probleme Lösungen zu finden. Daher konnten wir hier schnell reagieren. Heute merken wir, dass wird durch unsere bereits in der Vergangenheit geschaffenen Voraussetzungen entspannt durch die Krise gehen konnten. Außerdem hat sich gezeigt, dass auch unsere Kunden in dieser schweren Zeit alles möglich gemacht haben und sich das „Wir-Gefühl“ deutlich verstärkt hat. Gemeinsam sind wir stark! Alles in allem haben wir den Eindruck gewonnen, dass es den meisten gelungen ist, sich schnell auf die Situation einzustellen und dementsprechend zu reagieren. Dadurch haben wir kaum Zeit verloren, und es hat sich ganz klar herauskristallisiert, dass Arbeiten im Homeoffice sehr gut möglich ist.

Die Corona-Pandemie stellt nicht nur Unternehmen vor neue Herausforderungen, sondern auch die Werbebranche. Wie gestaltet sich die Lage im Werbemarkt?

Fakt ist: Werbemarktdaten sind aktuell relevanter denn je. Angesichts der Krise zeigen sich die ersten deutlichen Veränderungen im Werbemarkt. So wurden im Zeitraum von März bis Mai 2020 deutschlandweit insgesamt 395 Millionen Euro für Werbemaßnahmen mit Corona-Thematik ausgegeben. Hierbei belaufen sich die Werbeausgaben im April auf 208 Millionen Euro – ein Wachstum von sage und schreibe 182 Prozent im Vergleicht zum Vormonat. Für den Mai sind es noch 113 Millionen Euro. In vielen Branchen, darunter insbesondere im Bereich Handel, Soziales und Medien lassen sich die höchsten Spendings feststellen. Allerdings zeigen diese zu Ende Mai ebenso die höchsten Rückgänge. Andere, etwa die Automobil-, Reise- und Verkehrsbranche haben stark unter der Corona-Pandemie gelitten. Sie werden noch mit den Folgen zu kämpfen haben. 

Erstaunt hat uns, wie Werbetreibende und Verlage der Krise begegnet sind. So standen weniger die Produkte im Vordergrund, sondern vielmehr die Marken und ihre Haltung zur Krise. Die Botschaft „Wir bleiben Zuhause“ hat sowohl unter der Bevölkerung als auch unter den Marken ein Gemeinschaftsgefühl hervorgerufen und es nachhaltig geprägt. Aber auch Themen, wie etwa Aufklärung und Motivation, sowie ein Lob auf systemrelevante Branchen wurden im Werbemarkt schnell aufgegriffen und in entsprechenden Werbemaßnahmen umgesetzt. Wir tracken all diese umfangreichen Kampagnen mit Corona-Bezug und können seit März 2020 das Werbeverhalten in dieser Zeit darstellen und gesondert auswerten.

Lässt sich bereits eine Entwicklung hinsichtlich der Media-Spendings beobachten? Wie ist Deine Einschätzung für die nächsten Monate?

Im Hinblick auf die Werbeausgaben verzeichnet der Einzelmonat April 2020 ein Gesamtminus von 19 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Für den Zeitraum Januar bis April 2020 ist ein Rückgang von minus fünf Prozent zu beobachten. Das mit Abstand stärkste Leitmedium im April 2020 bleibt das Fernsehen. Lediglich das Internet genießt einen Zuwachs von 13 Prozent und erfährt weiteren Aufwind. Auch wenn die momentane Situation im Werbemarkt nicht besonders rosig aussieht: Die weitreichenden Veränderungen innerhalb der Medienlandschaft waren zu erwarten. Die Einschränkungen des öffentlichen Lebens haben sich erst gegen Mitte beziehungsweise Ende März durchgesetzt und das Werbeverhalten deutschlandweit dementsprechend stark beeinflusst. Wir können froh über die Vorgaben der Politik in der Corona-Zeit sein, die unser aller Gesundheit geschützt haben, sollten uns aber so langsam auf die Nach-Corona-Zeit vorbereiten. Daher ist es jetzt umso wichtiger, den Werbemarkt genau zu beobachten. Eine Betrachtung der nächsten Monate wird zeigen, ob und wie sich die Branchen erholen und ob sie aufatmen können. Hierfür ist es essenziell, dass die Wirtschaft wieder hochfährt und Anreize schafft, sicherlich auch mithilfe der Bunderegierung. Die Verunsicherung unter den Verbrauchern wird noch eine Weile andauern und die Kaufkraft wird nur langsam anzukurbeln sein. Allerdings sind wir zuversichtlich, dass sich, unter anderem aufgrund der fortschreitenden Lockerungen, schon ab Ende Juni 2020 erste Anhebungen der Werbeausgaben und somit ein Aufwind im Werbemarkt abzeichnet. Europa, und natürlich Deutschland, werden sich mit vereintem Mut und Überzeugung für die Zukunft rüsten. Und voller Zuversicht einen neuen Aufbruch wagen!

Vielen Dank, Carsten, für die spannenden Einblicke und Deine positiven Worte!

Alle Informationen rund um das aktuelle Werbeverhalten in Deutschland finden Sie hier.
 

Seit 2008 ist Carsten Koster geschäftsführender Gesellschafter der AdVision digital Gruppe in Hamburg. Die Firma zählt heute zu den führenden Anbietern für digitale Werbemarktbeobachtung in allen relevanten Medien und ist Innovationsführer im Bereich Softwareentwicklung für Medienanalysen. 

Nach seinem Studium zum Medienmarketing-Fachwirt war Carsten Koster zunächst in der Mediaforschung und der TV-Werbeplanung tätig, unter anderem für MediaCom, Media Direction (heute Omnicom Media Group) sowie Springer & Jacoby Media.

Haufe ist seit 2016 Kunde bei AdVision und bezieht werbestatistische Auswertungen – mit dem Ziel, unausgeschöpfte Potenziale zu erschließen.

Möglichkeit zur Vernetzung:
https://www.advision-digital.de
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Christian Schmitt
Christian Schmitt
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